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Skills Lab

Skills Lab als dritter Lernort

Landrat Roland Bernhard kommt zur feierlichen Eröffnung des Skills Lab – Meilenstein für die generalistische Pflegeausbildung

Bevor praktische Handlungen in der Praxis an Pflegeempfänger*innen durchgeführt werden, werden sie im Skills Lab (dritter Lernort) unter der kritischen Begleitung durch die Lehrkräfte eingeübt. Hochmoderne Technik und Räumlichkeiten ermöglichen eine Ausbildung auf höchstem Niveau.

Nachdem die feierliche Eröffnung des Skills Lab Coronabedingt mehrfach verschoben werden musste, konnte dies am 22.09.2021 in Anwesenheit von Landrat Roland Bernhard und einer Delegation des Eigenbetriebs Gebäudemanagement des Landkreises Böblingen nachgeholt werden.

Die neue generalistische Pflegeausbildung (mittlerweile an der Hilde-Domin-Schule im 2. Jahr) ersetzt die bisherigen eigenständigen Ausbildungen als Altenpfleger*in, Gesundheits- und Krankenpfleger*in, Kindergesundheits- und Kinderkrankenpfleger*in durch eine dreijährige einheitliche Ausbildung zur*zum Pflegefachfrau*mann. Der neue Abschluss ermöglicht leichte Arbeitsplatzwechsel zwischen den einzelnen Pflegesettings und bietet eine europaweite Anerkennung der Ausbildung. In der generalistischen Ausbildung erfährt die Theorie-Praxis-Verzahnung im Rahmen eines dritten Lernorts (dem Skills Lab) eine Aufwertung. Bevor praktische Handlungen in der Praxis an Pflegeempfänger*innen durchgeführt werden, werden sie im Skills Lab unter der kritischen Begleitung durch die Lehrkräfte eingeübt. Als Pflegeempfänger stehen (Hightech-) Pflegepuppen unterschiedlicher Altersstufen (Säuglinge, ein 3-jähriges Kind, Erwachsene und Hochbetagte) zur Verfügung. Modern eingerichtete Arbeits- und Besprechungsplätze sowie Modelle, z.B. für die Wundversorgung eines Dekubitalgeschwüres, helfen bei der Simulation realer, komplexer Handlungssituationen. Mittels Kameras können die Pflegehandlungen gefilmt werden und später gemeinsam analysiert werden. In einem Kontrollraum mit zwei Plätzen für die betreuenden Lehrkräfte können die Pflegesituationen am PC analysiert und die Pflegepuppen gesteuert werden. In den Videoaufnahmen können Bug-marks gesetzt werden, um (kritische) Situationen gemeinsam mit den Schüler*innen anhand des Videos zu reflektieren.

Schulleiterin Marion Schönhaar dankte dem Landkreis für sein Engagement für die Pflegeausbildung, Bauingenieur Stefan Huckauf, beim technischen Gebäudemanagement für die Hilde-Domin-Schule zuständig, für die hervorragende Bauleitung und Lehrerin Eveline Gutknecht-Fritz für die zeitaufwendige Recherche.

Lehrerin Eveline Gutknecht-Fritz lernte bereits vor Jahrzehnten das Konzept des Skills Lab in Großbritannien kennen. „Das Skills Lab hat uns im letzten Jahr während des Lock-downs die Prüfungen gerettet.“ Sie zeigte sich sehr zufrieden, dass ihr Traum von einem Skills Lab im letzten Jahr vor ihrem Ruhestand endlich realisiert werden konnte.

Bernadette Brenner erläuterte die Funktion des Skills Lab als dritter Lernort, der einer starken Verbesserung der Theorie-Praxis-Verzahnung dient. Die Lehrkräfte sind fortlaufend mit der Entwicklung eines Schulcurriculms beschäftigt sowie gezielter Situationen, welche die Schüler*innen im Skills Lab einüben können. Es lässt sich so leicht herausfinden was die Schüler*innen gelernt haben und wo noch Veränderungsbedarf besteht. „Das Skills Lab hat seit seiner Einführung eine enorme Reichweite entwickelt“ so Brenner. Frisch gebackene Praxisanleiter*innen hätten bereits angefragt, ob sie das Skills Lab mit Kolleg*innen zur Simulation nutzen können. Lehrerin Bernadette Brenner beschreibt den Wechsel aus der Schüler*innenrolle in die Rolle der Pflegenden: „Die Schüler*innen arbeiten hier in Dienstkleidung. Dies führt zu einer veränderten Rolle, wenn sie die Tür durchschreiten, agieren sie nicht mehr in der bloßen Schüler*innenrolle, sondern als angehende Pflegefachkräfte.“

Das Lehrkräfteteam hatte zusammen mit Schüler*innen aus dem 2. Ausbildungsjahr (den Pionier*innen) vier Stationen vorbereitet, an denen ein breiter Einblick in die Lernmöglichkeiten des Skills Lab geboten wurde: An Station 1 musste bei einer Säuglingspuppe rektal Fieber gemessen werden. An der Station 2 wurde der Blutzuckerspiegel an einer anderen Schüler*in gemessen. An Station 3 wurde die Hightech-Puppe Juno versorgt, deren Vitalzeichen und Reaktionen mittels Tablet von der Lehrkraft gesteuert werden können. Die Oberkörperpflege an einer geriatrischen Puppe wurde an Station 4 gezeigt.

Lehrer Martin Harke zeigte im Kontrollraum wie man in einer Filmsequenz wichtige Passagen mittels bug-marks markiert. An einer Beispielsituation von Station 4 wurde gezeigt wie man die Filmausschnitte zum Debriefing am Video/Bild nutzen kann.

Nachdem alle technischen Finessen des Skills Lab in der praktischen Anwendung von Auszubildenden aus dem 2. Ausbildungsjahr zur*zum Pflegefachfrau*mann vorgeführt worden waren, äußerte sich Landrat Bernhard anerkennend: „Ich bin beeindruckt, sprachlos, da haben sich die rund 350.000 Euro Investitionen aus dem Kreishaushalt gelohnt.“ Der Landkreis will das Skills Lab an der Hilde-Domin-Schule testen und bei Erfolg an anderen Schulen im Landkreis ausrollen. Landrat Bernhard verwies auf den hohen Bedarf an Pflegefachkräften im Landkreis Böblingen. Allein im Krankenhausbereich gäbe es einen jährlichen Bedarf von 140 Pflegekräften, zusätzlich werde qualifiziertes Personal in Pflegeheimen benötigt. Der Landrat vergleicht die Übungsmöglichkeiten realer Handlungssituationen mit den Simulationsmöglichkeiten der Automobilindustrie. Allerdings sei es „wichtiger zu üben bevor man an echten Menschen arbeitet. Das Skills Lab ist ein sehr gutes Beispiel wie wir die Ausbildung attraktiver machen können.“

Zum Ende der Veranstaltung fragte der Landrat, ob es noch einen Wunsch gäbe, den er mitnehmen könne. Schulleiterin Marion Schönhaar verwies auf die zunehmende Raumknappheit durch die Steigerung der Schüler*innenzahlen im Rahmen der generalistischen Ausbildung um ca. 20% und die Zunahme von Klassen in der Erzieher*innenausbildung. Es bestehe daher dringender Bedarf an neuen Unterrichtsräumen. Landrat Bernhard, Björn Hink (Finanzdezernent und 1. Betriebsleiter des Eigenbetriebes Gebäudemanagement) und Jörg Aichele (technischer Betriebsleiter des Eigenbetriebs Gebäudemanagement) versprachen dieses Anliegen zu prüfen und mit in die Landkreisgremien zu nehmen.