Scora
    

Hilde Domin

Lebensdaten

1909 am 27. Juli geboren in Köln als Hilde Löwenstein

1929-35 Studium

1936 Heirat mit Erwin Walter Palm

1932-54 im Exil

Rom, Florenz (1932-39)

London, Somerset (1939-40)

Santo Domingo (1940-54)

1954 im Februar Rückkehr aus dem Exil

2006 in Heidelberg gestorben

Hilde Domin erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihr Werk und ihr Engagement.

Warum die Namensgebung „Hilde-Domin-Schule“ für eine Berufliche Schule?

Hilde Domin hat ihr Leben lang dazugelernt. Sie hat trotz widriger Lebensumstände (mehrfache Flucht, Exil) durch positives Denken und berufliche Flexibilität schon im 20. Jahrhundert realisiert, was im 21. Jahrhundert unabdingbar erscheint: Offenheit für Neuerungen aller Art, Weltläufigkeit, Kreativität, geistige Produktivität und bei allem dennoch und an erster Stelle das Bewahren der Menschlichkeit.

Sie hat nicht nur einen Beruf erlernt, ergriffen und ausgeübt, sondern viele,
sie war:

  • Wissenschaftlerin (v.a. Soziologin und Politikwissenschaftlerin)
  • Sprachlehrerin
  • Übersetzerin
  • Sekretärin (ihres Mannes, der Professor für Kunstgeschichte war)
  • Fotografin
  • Lektorin
  • Lyrikerin
  • Schriftstellerin
  • Erzählerin
  • Interpretin
  • Literaturtheoretikerin
  • Dozentin
  • Herausgeberin
  • Vortragsreisende

Und das alles mit gesellschaftlichem Engagement bis ins hohe Alter von 96 Jahren. Erst mit 40 begann sie zu dichten und mit 90 hat sie ihr wahrscheinlich wichtigstes Buch, die Gedichte-Sammlung „Der Baum blüht trotzdem“, veröffentlicht. Ihre Themen sind die Kernbestandteile des Humanums: die zwischenmenschliche Liebe, die freundliche Wahrhaftigkeit im Miteinander, die gegenseitige Ermutigung. Es geht ihr um das Gelingen des Zusammenseins in einer wirklich menschlichen Gesellschaft. Ihr Werk ist durchzogen vom Engagement für das Gute im Menschen und der Hoffnung, dass jeder in der Lage sei, es in sich zu entdecken und danach zu leben.

All dies sind hochaktuelle positive Zielsetzungen für das Zusammenarbeiten in einer Schule, ganz besonders für eine Schule, in der mit der Ausbildung von Erzieher*innen Grundbausteine für die Fähigkeiten künftiger Generationen gelegt werden und im selben Hause in der Abteilung Berufsvorbereitung jene ermutigt und befähigt werden, das Leben anzupacken, die noch keinen einfachen Zugang in die moderne Gesellschaft gefunden haben.

Aber nicht nur wegen ihres vielfältigen Berufslebens und ihres dichterischen Werkes eignet sich Hilde Domin als Namensgeberin für unsere Schule, sondern auch wegen ihrer beispielhaft aktiven Lebensgestaltung. Bis ins hohe Alter hat sie immer wieder Lesungen – vor allem in Schulen – abgehalten und durch ihr äußerst kommunikatives öffentliches Auftreten gerade auch ganz jungen Menschen vorgelebt, welch immenser Wert das Alter ist, die Erinnerung, die Erfahrungen, das Gedächtnis und das Gedenken dessen, was im Laufe dieses Lebens in dieser Welt geschehen ist. Leben und Werk von Hilde Domin bauen Brücken ins 21. Jahrhundert, auch Brücken zwischen den Generationen.

Für eine Berufliche Schule, in der Pflegefachkräfte ausgebildet werden, kann es kaum ein besseres prominentes Beispiel geben.

Auf die Frage eines Radio-Journalisten nach ihrem Rezept für Gesundheit und geistige Frische bis ins hohe Alter antwortete Hilde Domin: „Man muss sich das Staunen und die Neugierde bewahren." Ein gutes Motto auch für unsere Berufliche Schule.

Autor: Thilo Schäfer

Literaturtipps:

Domin, Hilde (1999). Der Baum blüht trotzdem. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag.

Domin, Hilde (1979). Abel steh auf. Gedichte, Prosa, Theorie, Stuttgart u.a.: Reclam Verlag.

Tauschwitz, Marion (2009). Dass ich sein kann, wie ich bin. Hilde Domin - Die Biographie. Heidelberg: Palmyra Verlag.