Scora
    

45 Minuten bis zum Hackerangriff auf eine weitere Zielperson

Schüler*innen und Lehrer*innen stellten sich der Herausforderung diesen Angriff zu verhindern in einem medienpädagogischen Escape Room der Landeszentrale für politische Bildung

„Ein Mädchen aus Affstätt wurde letztes Jahr Ziel eines Hackerangriffs. Der Hacker hat ziemlich persönliche Daten von ihr im Netz gepostet. Eigentlich wollte dieses Mädchen ab diesem Schuljahr zu euch an die Schule gehen, doch es ist ihr peinlich, dass nun ganz Herrenberg diese Daten von ihr hat.“ Mit dieser fiktiven Geschichte begrüßt uns die Spielleiterin, Stephanie Lorenz, im Escape Room, dem Herzstück der jeweils eintägigen medienpädagogischen Workshops, die von der Landeszentrale für politischen Bildung in der vergangenen Woche an der Hilde-Domin-Schule durchgeführt wurden. „Das Versteck des Hackers wurde gefunden. Er hat angekündigt in 45 Minuten einen weiteren Shitstorm zu starten. Leider sind wir bei der Auswertung nicht mehr weitergekommen, könnt ihr uns helfen und aus fünf potenziellen Opfern seine nächste Zielperson finden? Wenn ihr die Herausforderung annehmt, habt ihr 45 Minuten Zeit die Veröffentlichung der Daten zu verhindern, wenn ihr die falsche Zielperson auswählt, wird eine Hackerattacke gegen alle gestartet“, so Lorenz weiter. Natürlich nehmen wir die Herausforderung an.

Natürlich nehmen wir die Herausforderung an. Spielleiterin Stephanie Lorenz lässt uns alleine im Raum zurück. Die Uhr im Tower läuft von nun an unaufhaltsam rückwärts. An den Wänden hängen Fotos der fünf potenziellen Opfer. Wer ist das Ziel der nächsten Attacke? Die Sportlerin? Der Journalist? Die Musikerin? Der YouTuber? Oder die Politikerin? Wir müssen uns als Gruppe gut organisieren, um die versteckten Informationen im Raum zu finden, Rätsel zu lösen, damit sich versteckte Klappen am Tower öffnen und wir dahinter weitere Informationsschnipsel finden. Von Zeit zu Zeit erscheint ein Video des Hackers auf dem Bildschirm im Tower und er gibt weitere Hinweise auf seine Zielperson. Sein Zynismus und sein höhnisches Lachen spornen uns an, die gefundene Informationen zu kombinieren. Nach und nach erhalten wir Hinweise welche Eigenschaften die Zielperson hat, nach und nach können einzelne Zielpersonen ausgeschlossen werden. Personen, die zunächst als das nächste Opfer erschienen, fallen raus. Spielleiterin Stephanie Lorenz sitzt derweil im Nebenraum und beobachtet uns in Echtzeit auf Kamerabildern und kann uns über Kopfhörer zuhören. Wenn wir uns verrennen oder nicht mitbekommen, dass sich nach Lösung eines Rätsels eine versteckte Klappe geöffnet hat, blendet sie uns einen Hinweis auf dem Tower ein. Zweieinhalb Minuten vor der Hackerattacke finden wir das letzte Hilfsmittel, um die Zielperson hundertprozentig identifizieren zu können. Eine Plexiglasscheibe am Tower öffnet sich und wir drücken einen Knopf neben der Zielperson. Die Uhr bleibt stehen. Wir haben die richtige Zielperson identifiziert und damit einen Shitstorm verhindert! Wir sind zufrieden, diesen nicht einfachen Raum gelöst zu haben und erstaunt wie schnell die Zeit vorbei war.

Nebenbei haben wir einiges über sichere Passwörter, Hate Speech, Datenschutz und Privatsphäre im Netz, die Ehrlichkeit von Instagram-Einträgen sowie Fake News kennen gelernt.

Spielleiterin Stephanie Lorenz betritt unseren Raum und bespricht mit uns die gemachten Erfahrungen. Diese Reflexion sei zentral insbesondere, wenn Gruppen den Raum nicht gelöst hätten. Für uns Lehrer*innen ist an dieser Stelle Schluss.

Unsere Schüler*innen hatten Gelegenheit in zwei themenspezifischen  Workshops Inhalte, die im Escape Room aufgekommen sind, inhaltlich zu vertiefen. Wurden die Bausteine in den ersten beiden Tagen noch vorgegeben, konnten die Klassen in den folgenden drei Tagen wählen, welche zwei der insgesamt fünf Bausteine sie vertiefen wollten. Zur Wahl standen u.a.: Passwortsicherheit im Netz, Datenschutz und Privatsphäre im Netz, Hate Speech, Fake News. Genau wie der Escape Room waren auch die Workshops kurzweilig aufgebaut: kurze Inputs, Erarbeitungs- und Reflexionsphasen lösten sich ab.

Der mobile Escape Room für Berufsschulen und die begleitenden Workshops sind Teil des Projekts „Läuft bei Dir! Werte. Wissen: Weiterkommen.“ der Baden-Württemberg Stiftung, welches in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Weltethos durchgeführt wird. „Dieser Escape Room ist das einzige Angebot in Baden-Württemberg mit einem (medien)pädagogischen Konzept und Bildungsinhalt dahinter“, so Stefanie Hofer, Fachreferentin für das Projekt „Läuft bei dir!“ bei der Landeszentrale für politische Bildung. Darüber hinaus findet auch eine wissenschaftliche Begleitung statt, um herauszufinden, inwiefern sich sog. serious games für die Vermittlung dieser Inhalte eignen.

Insgesamt nahmen an der Hilde-Domin-Schule acht Klassen aus fünf verschiedenen Schularten an diesem medienpädagogischen Angebot teil. Außerdem spielte eine Lehrer*innengruppe den mobilen Escape Room. An die Hilde-Domin-Schule geholt, wurde das Projekt „Läuft bei dir!“ von Dirk Schieferdecker, dem stellvertretenden Schulleiter. Er verweist darauf, dass es der Schulleitung und den Lehrkräften ein Anliegen sei, die Medienkompetenz und Medienbildung von Schüler*innen unterschiedlicher Schularten zu stärken. Einhelliges Fazit von Schüler*innen und Lehrer*innen: gerne mal wieder!

Lehrer*innen im Escape Room
Workshop zum Thema Datenschutz und Privatsphäre
Workshop zum Thema Datenschutz und Privatsphäre
Hacker gibt Lehrer*innen Hinweise auf Zielperson
Workshop