Scora
    

Ansprache der Schulleiterin anlässlich von antisemitischen Schmierereien im Schulgebäude

Liebe Schülerinnen und Schüler,

ich hole sie nur sehr selten aus dem Unterricht, aber in diesem Fall ist es mir sehr wichtig Ihnen allen etwas mitzuteilen.

Wir leben in schwierigen Zeiten. Seit Jahren ist Krieg in Syrien, seit fast eineinhalb Jahren herrscht Krieg in der Ukraine, in Afghanistan, im Iran und in vielen anderen Ländern werden Menschen unterdrückt, vertrieben und es herrscht viel Leid. Nach dem furchtbaren Terrorangriff der Hamas auf Israel herrscht nun auch dort Krieg und weiteres Leid geschieht. Die Nachrichten aus Israel erhitzen die Gemüter, viele Menschen dort und bei uns in Deutschland und auch hier an der Schule sind entsetzt und verzweifelt angesichts der Gewalt und des Leids und haben Angst, was da noch kommen wird.

Egal wo Menschen Leid und Terror oder Unterdrückung erleben ist das furchtbar und wir verstehen, wenn man das Bedürfnis hat, sich mit einer Gruppe von Menschen, die Leid erfahren, zu solidarisieren und sie zu unterstützen und das auch laut zu sagen. Das darf aber nicht so geschehen, dass man das Leid von Menschen bejubelt. Immer wieder geschieht das, wenn es um Israel geht. Wir finden, das darf nicht sein. Wir leben in Deutschland, dem Land, das den Holocaust zu verantworten hat, das gibt uns eine besondere Verantwortung, den besonderen Wunsch, uns für den Schutz von Jüdinnen und Juden einzusetzen. 

Nun hat jemand aus der Schulgemeinschaft eines der Plakate, die im ersten Stock hängen, beschmiert. Der Davidstern wurde bekritzelt und das Wort Israel wurde durchgestrichen. So etwas dulden wir an unserer Schule nicht, weil sich Hass auf Juden darin ausdrückt.

Mir war es wichtig, Ihnen das zu sagen und ich hoffe, dass wir uns als Schulgemeinschaft darauf einigen können, dass wir keine Menschen ausgrenzen oder gar hassen, nur weil sie einer bestimmten Gruppe angehören. Wir verurteilen Hass und Gewalt egal von welcher Seite sie kommt. Wir hoffen auf Frieden, Sicherheit und Freiheit für alle Menschen, egal wo sie leben, egal woher sie kommen.

Besonders im nahen Osten ist die Situation sehr kompliziert, es gibt keine einfachen Erklärungen, keine einfachen Lösungen. Es gibt Extremisten auf beiden Seiten. Es gibt aber auch viele Menschen auf beiden Seiten, die sich für Frieden und ein Zusammenleben in Freiheit und Sicherheit einsetzen. Wir haben das erst vor kurzem beim Schüleraustausch mit unserer arabischen Partnerschule in Israel so erlebt.

Engagieren wir uns als Schule für Frieden und Freundschaft und stellen uns, jede*r einzelne von uns, gegen Hass und Gewalt. Wenn Sie offene Fragen haben, über Ihre eigenen Erfahrungen sprechen wollen, das Bedürfnis haben, Ihr Mitgefühl auszudrücken oder Ihre Meinung sagen wollen, solange die niemand anderen verletzt, sprechen Sie in der Klasse darüber. Ihre Lehrerinnen und Lehrer haben nicht alle Antworten, aber sie reden gerne mit Ihnen.

Jetzt wünsche ich Ihnen einen guten Tag, eine gute Woche, seien wir freundlich und mitfühlend miteinander und beten wir für Frieden.

Marion Schönhaar

Schulleiterin der Hilde-Domin-Schule