Scora
    

Arye Shalicar in Stuttgart im Gespräch mit Schüler*innen der Hilde-Domin-Schule

Am Freitag, 17.03.2023, trafen 25 Schülerinnen und Schüler des SGG im Rahmen des SCORA-Projekts den Schriftsteller und Regierungsberater Arye Shalicar an der Robert-Bosch-Schule in Stuttgart. Es war eine tief beeindruckende Begegnung.

Arye Shalicars Eltern flohen in den 1970er Jahren vor dem Antisemitismus in ihrer Heimat Iran nach Deutschland, wo Arye geboren wurde. Er wuchs in Göttingen auf und erlebte seine Jugend im stark muslimisch geprägten Berliner Bezirk Wedding. Als sein jüdischer Familienhintergrund bekannt wurde, wurde er vom allseits akzeptierten Jugendlichen zur Zielscheibe von Judenfeindlichkeit. Daraufhin verbündete er sich mit der vorwiegend kurdisch-libanesischen Gang „Kolonie Boy“s, war Mitglied bei der Türkengang „The Black Panthers“ (TBP) und den ethnisch gemischten „Berlin Street Gangsters“ (BSG). Nach seinem 1997 bestandenen Abitur verließ Shalicar die Graffitiszene und leistete seinen Grundwehrdienst als Sanitäter. Im Anschluss daran begann er ein Studium der Politikwissenschaft, der Judaistik und der Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin. 2001 wanderte er nach Israel aus, um „ein Leben der Zugehörigkeit zu führen, ein Leben ohne schiefe Blicke, ein Leben als Jude“.

Arye erzählte den gebannt zuhörenden Schülerinnen und Schülern von seiner Zeit in Berlin, spricht über Hass, Angst und Kriminalität in der Jugendszene im Wedding der 90er Jahre, aber auch von Freundschaft und Zusammenhalt über die ethnischen Grenzen hinweg.
Die Zuhörer*innen spüren, da spricht jemand aus Erfahrung und er hat uns etwas zu sagen, was uns alle angeht: „Wenn jemand dir sagt: alle Muslime oder alle Juden sind so oder so, dann dreh Dich weg, hör nicht weiter zu – Verallgemeinerungen stimmen nie, sind immer falsch. Es steht ein einzelner Mensch vor Dir. Und wenn er freundlich ist, warum soll er nicht Dein Freund sein?“

Arye hat über seine Erlebnisse in Berlin 2010 einen autobiographischen Roman geschrieben. Dieser trägt den Titel: „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude. Die Geschichte eines Deutsch-Iraners, der Israeli wurde.“

Den autobiographischen Roman, der 2021 verfilmt wurde, findet Ihr bei uns in der Bibliothek und könnt ihn dort ausleihen. Der Film Ein nasser Hund kann z.B. bei Amazon prime gestreamt werden.

Foto im Rahmen einer anderen Lesung an einer SCORA-Schule entstanden

Foto im Rahmen einer anderen Lesung an einer SCORA-Schule entstanden