In der Zeit des Fernunterrichts kann man Konferenzen nicht nur mit seinen Lehrerinnen und Lehrern führen, sondern im Prinzip mit Menschen aus aller Welt.
Dieses Angebot macht der World University Service (WUS) mit „Globales Lernen in der beruflichen Bildung“. Dahinter steckt die Idee, dass alle Menschen der Welt gemeinsam an den 17 UN- Nachhaltigkeitszielen arbeiten, um unsere Erde zu bewahren und die Probleme, die zu schlechten Lebensbedingungen führen, für ALLE zu verbessern.
Und wie könnte diese Notwendigkeit deutlicher werden, als dass wir mit Menschen aus anderen Ländern ins Gespräch kommen und zuhören, wie es in ihren Ländern z.B. mit den Produktionsbedingungen für verschiedene Waren aussieht?
Konkret hat sich die Jahrgangsstufe 1 im Kurs Sondergebiete der Ernährungswissenschaft (SdE) mit dem Anbau, der Verwendung und der Problematik von Palmöl befasst. In einer sehr interessanten Präsentation wurden die Schülerinnen aktiviert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Ai Robiah Adawiyah aus Indonesien, derzeit Studentin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im sechsten Semester (Wirtschafts- und Finanzsoziologie) hat sofort den Draht zu uns gefunden. Der erste „Lerneffekt“ beiderseits, der zum Schmunzeln führte war, dass die meisten Schüler*innen den Begriff „Orang-Utan“ mit der Farbe des Fells in Verbindung bringen, dabei heißt es „Waldmensch“.
Robi führte uns vor Augen, in wie vielen Produkten - von Nahrungsmitteln über Kosmetika bis hin zu Biodiesel - Palmöl verwendet wird.
Wir diskutierten über den Zwiespalt der ökonomischen Bedürfnisse der Einwohner Indonesiens, die ihre Einkünfte aus der Landwirtschaft erhalten, und der dazu getätigten Abholzung von Regenwäldern, um den Flächenbedarf für z.B. Ölpalmen zu decken.
Die Nachfrage nach Palmöl stieg in den letzten Jahren enorm: Ölpalmen wachsen schnell, haben große Ernteerträge und liefern Speiseöl, das vielfältige Verwendungseigenschaften bietet und zudem sehr billig und ganzjährig verfügbar ist. Palmöl hat eine bessere Bilanz was Flächenverbrauch/Ertrag angeht als andere Ölpflanzen wie Soja oder Sonnenblumen. Zudem findet man Palmöl als „Biosprit“ im Tank wieder. Eigentlich eine perfekte Pflanze – wenn die Abholzung des Regenwalds nicht wäre.
Welche Konsequenzen ergeben sich für uns als Verbraucher? Wie können wir – oder können wir überhaupt - Einfluss nehmen?
Um die Verwendung von Palmöl, für das Regenwald abgeholzt wird, zu reduzieren, müssen wir wissen, welche Ölpalmen nachhaltig angebaut werden. Klingt leicht – ist es aber nicht. Die Siegel entpuppen sich bei genauerem Hinsehen oft als „wertlos“, es fehlt an Kontrolle und an ausreichend „harten“ Kriterien.
Bleibt der Verzicht: Verzicht auf Fertigprodukte, die wegen des Preisdrucks häufig mit billigen, minderwertigen Zutaten hergestellt werden. Dazu gehört aus physiologischer Sicht auch Palmöl. Hier könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die eigene Gesundheit mit der Verwendung gesunder Öle fördern und durch Verzicht auch einen Beitrag zur „Rettung“ des Regenwalds leisten.
In Kosmetika sollten wir den Verbrauch überdenken: Da es nicht unbedingt sinnvoller ist, anstatt Palmöl Oliven- oder ein anderes Öl zu verwenden, wäre hier die Einsparung hilfreich. Einfach mal wieder eine einfache Seife ohne Palmöl nutzen, die länger hält als Duschgel, und die Mengen an Kosmetika insgesamt reduzieren.
Was kaum einer weiß: Auf Fleisch verzichten! 13% des importierten Palmöls wird in Futtermitteln eingesetzt und somit ist Fleischkonsum auch hier ein Brandbeschleuniger bei der Regenwaldnutzung.
Was haben wir gelernt? Es gibt sie, die Macht des informierten Verbrauchers! Der Import von Palmöl nach Deutschland ist seit Jahren stark rückläufig!
Will man Veränderungen erzielen, muss man über den Tellerrand hinausblicken: WUS-Germany und die Studentinnen und Studenten tragen dazu maßgeblich bei, indem sie die Welt ins Klassenzimmer bringen.