„Ich habe mal hinübergeschaut, ob da nicht Lebkuchen auf den Tischen liegen. Ich hätte sogar einen gegessen“, sagt Macra Joha. Sie ist mit ihrer Tochter Tabita aus Weil der Stadt gekommen, um den Abend an der beruflichen Hilde-Domin-Schule in Herrenberg zu erleben. Lebkuchen hätten gepasst, denn für den Adventskalender „Der Andere Advent“ ist der ökumenische Verein aus Hamburg bekannt. Anlass der Veranstaltung in Herrenberg ist das 30-jährige Bestehen des Vereins. 30 Orte besuchen die Mitglieder der neunköpfigen Redaktion. Dass die Hilde-Domin-Schule einer der 30 Orte ist, ist großes Glück, und für die Fachschaft Religion eine „große Freude und große Ehre“, so Religionslehrerin Kerstin Schmidt. Mehr als 300 Bewerbungen waren eingegangen. Schließlich entschied das Los, berichtet die Chefredakteurin Iris Macke.
150 Gäste kamen zu dem Abend mit einer Mischung aus Musik, Texten und Bildern. Der Abend beginnt mit Lokalkolorit: „Ich war heute Joggen auf dem Schlossberg, was ist daran falsch?“ fragt Redakteur Axel Reimann. „Du joggst?“ fällt ihm prompt Iris Macke ins Wort. „Richtig, ich jogge eigentlich nicht. Und: da kommt man nicht hoch, vor allem als Flachländer“, antwortet Reimann, bevor Macke einlädt zu einem Rundgang durch das Kirchenjahr. Es beginnt mit dem Advent. „Warum lieben Sie den Advent?“ bezieht Macke das Publikum mit ein. Die Teilnehmer schreiben ihre Gedanken auf: Essen, Gemeinschaft, Dekoration.
Bei der Fastenzeit wird es anspruchsvoll. Jetzt wird gefaltet. Nach und nach entsteht ein Schiff aus buntem Papier, auf das jeder Teilnehmende die eigenen Sehnsüchte notiert: „Was wollen Sie unbedingt mal wieder machen?“ Ein Flotte aus Sehnsuchtsschiffen ergänzt die herbstliche Dekoration im hellen, gläsernen Foyer der Schule. Es folgen ein Beitrag über das Kreuz der Camargue, eine Schreibübung und weitere Texte und Musik. Jetzt wird das Publikum munter, bei der nachgespielten Redaktionskonferenz. Welcher Text muss unbedingt rein in den Anderen Advent? Die Kleingruppen diskutieren leidenschaftlich.
Die Texte des Abends und des Kalenders „Der Andere Advent“ sind nachdenkliche Texte. Es sind Texte, die neue Impulse geben. „Nicht alle Texte im Adventskalender sprechen mich gleichermaßen an“, sagt eine Besucherin nachher. Aber immer wieder blitzt etwas auf, und das sind richtige Schätze.“ Miriam Batsching war mit ihrer Freundin vom Bodensee gekommen, mit der sie sich auch immer im Advent über die Texte unterhält. Sie hatte sich sogar selbst als Gastgeberin beworben. Immerhin durfte sie vor einigen Jahren durch eine Leser-Aktion schon bei einer Redaktionskonferenz in Hamburg dabei sein. „Da geht es richtig zur Sache“, sagt sie.
An diesem Abend gefallen hat Bratsching besonders die Faltaktion zur Fastenzeit. Auch das Quiz fand sie super. Tabita Joha gefallen heute Abend besonders die Einblicke hinter die Kulissen. Schon im Oktober beginnen die Vorbereitungen für den Kalender im kommenden Jahr. „Wie wundern uns selbst, dass wir dann im Dezember noch Lust haben, diese Texte zu lesen“, gibt Macke offen zu. Allerdings sei es etwas ganz anderes, wenn man den Kalender nach einer Pause wieder in die Hand nimmt, und zwar zu Hause. Da lese man die Texte noch einmal ganz neu.
Bedanken möchten wir uns bei allen Besucher*innen, die zusammen 501 Euro spendeten. Dieses Geld geht in voller Höhe an die Schule in Novyj Bykiv (Ukraine).
