Scora
    

Gedichte zu schreiben ist eine hohe Kunst

Gedichte-Projekt „Bewegt-Einzigartig-Jugendlich“ mit Walle Sayer an der Hilde-Domin-Schule Herrenberg im 14. Jahr

Wie alt waren Sie, als Sie ihr erstes Gedicht geschrieben haben? Haben Sie Gedichte von Menschen aus anderen Ländern gelesen? Werden Sie ein Gedicht über die Corona-Pandemie schreiben? Das waren nur einige Fragen, die die Schülerinnen und Schüler der Herrenberger Hilde-Domin-Schule beschäftigten.

Im Rahmen des Gedichte Projekts „Bewegt – Einzigartig – Jugendlich“ nahmen am 01. und 02.12.2020 knapp 40 Schülerinnen und Schüler aus den Berufsvorbereitungsklassen an den Workshops mit dem Horber Dichter Walle Sayer teil. Seit 14 Jahren schafft es der Horber Dichter mit viel Fingerspitzengefühl auf die Jugendlichen einzugehen und sie an Lyrik heranzuführen. Seine Biografie verpackte Walle Sayer kurzweilig und spannend, indem er ausgewählte Gedichte und Fotos aus seinem Leben vortrug, interpretierte und illustrierte.

Wie zeitintensiv das Entstehen eines Gedichtes ist, verdeutlichte Walle Sayer an seinem aktuellen Manuskript, das mit durchgestrichenen oder markierten Zeilen und flüchtigen Notizen am Seitenrand gefüllt war. „In einem Gedicht darf nur etwas Wichtiges stehen, etwas Wesentliches, dafür braucht es Zeit. Gedichte zu schreiben ist eine hohe Kunst. Man möchte etwas schreiben, was auch in 50 Jahren noch gelesen wird. Wenn ich ein Gedicht vollendet habe, ist das etwas ganz Besonderes. Ich erfahre dann etwas über mich, das ich vorher noch nicht wusste.“

Eingestimmt auf das Thema, durften sich die Jugendlichen im zweiten Teil des Gedichte-Projekts selbst ausprobieren. Da sich das Organisationsteams des Gedichte-Projekts mit ausgewählten Gedichten an den Landkreisweiten Antirassismuswochen beteiligen möchte, wurde das Thema Respekt als Anregung eingebracht.

Was bedeutet ein respektvoller Umgang miteinander für dich?
Welche andere Meinung fällt dir manchmal schwer zu akzeptieren/tolerieren?
Was sollten andere an dir respektieren?

Dies waren nur einige der Fragen, die Walle Sayer den jugendlichen Dichterinnen und Dichtern als Hilfestellung mitgab und sie motivierte, „es kommt darauf an was man sagt und nicht darauf, ob es grammatikalisch korrekt ist“.

Zu den vorgeschlagenen oder auch ganz anderen eigenen Themen begannen manche Schülerinnen und Schüler Wörter zu sammeln, andere legten gleich mit kleinen Erzählungen los. In einer konzentrierten Arbeitsatmosphäre schaffte es Walle Sayer mit kleinen Tipps, dass aus diesen Konzepten Gedichte in Rohform entstanden.

Die abschließende Lesung der Schülergedichte war eindrucksvoll, von großer Offenheit und gegenseitiger Achtung geprägt und bewegend für die jungen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, aber auch für Walle Sayer und die begleitenden Lehrkräfte.

So kam es, dass Walle Sayer nach einem dieser Gedichte-Workshops an der Hilde-Domin-Schule zu dem Gedicht „Funke“ inspiriert wurde.

 

Funke

All das selbst

habe ich mir erlebt,

beginnt der leise Sprachschüler,

fängt an zu erzählen.

Walle Sayer

 

Die Organisatorinnen des Gedichte-Projektes, Nadja Großmann, Christine Kegreiß und Sibylle Schorpp waren sehr zufrieden und freuen sich darauf, wenn eine Auswahl der besten Gedichte, nach ihrer Verfeinerung im Deutschunterricht, im Rahmen der Landkreisweiten Antirassismuswochen (15. bis 28. März 2021) veröffentlicht wird.

Walle Sayer führt im Workshop an das Thema Gedichte heran

Shahed arbeitet mit Walle Sayer an ihrem Gedicht

Selina und Dilay arbeiten an ihren Gedichten

Aris arbeitet mit Walle Sayer an seinem Gedicht