Dieses Schuljahr fand das erste Mal neben einer Schüler*innenmobilität in Palma de Mallorca auch eine Lehrer*innenmobilität statt. Diese bedeutet, drei Lehrkräfte aus der Fachabteilung Sozialpädagogik erhielten ein Stipendium über Erasmus+ um Erfahrungen in spanischen Fachschulen für Sozialpädagogik sowie frühkindlichen Bildungseinrichtungen zu sammeln. Organisiert wurde die Lehrer*innenmobilität von Erasmus+ Koordinatorin Sabine Thiem und der Fachabteilungsleitung Sozialpädagogik Lea Waldron. Zudem begleitete Tabea Kraut die Gruppe, die in dieser Zeit, die Schülerinnen aus dem Oberkurs der Fachschule für Sozialpädagogik während des spanischen Praktikums besuchte und begleitete.
Unser Erasmus+ Aufenthalt auf Mallorca war eine bereichernde Erfahrung, die mit einem herzlichen Empfang an der Fachschule begann. Viele Kolleginnen und Kollegen der IES Antoni Maura, darunter die Schulleitung Myriam Fuentes Milani und der Erasmus-Koordinator Juan, hießen uns willkommen. Im Rahmen eines informativen Vortrags erhielten wir eine Einführung in das mallorquinische Schulsystem sowie die Ausbildungsmöglichkeiten für Erzieher*innen. Wir bekamen einen anschaulichen Einblick in das projektorientierte Arbeiten der Auszubildenden in ihren Praxiseinrichtungen, das uns sowie Auszubildenden jüngerer Jahrgänge im Foyer des Schulgebäudes in Form eines Marktplatzes mit Materialien, Bildern und Filmen aus den Kitas präsentiert wurde. Nachmittags nahmen wir an einem bilingualen Unterricht in zwei Erzieher*innen-Klassen teil, bei dem uns besonders der herzliche und vertrauensvolle Umgang zwischen den Lehrer*innen und den Auszubildenden auffiel. Insgesamt war der Besuch der Fachschule IES Antoni Maura eine wertvolle Gelegenheit, einige neue Ideen für die eigene Arbeit in der Schule zu bekommen und internationale Kontakte zu knüpfen.
Am zweiten Tag teilten wir uns auf. Jeweils eine Lehrkraft ging mit zwei Schülerinnen in ihre Krippeneinrichtung. Trotz teils großer Unterschiede bezüglich der Lage, des Einzugsgebietes, der materiellen und räumlichen Ausstattung, sind uns besonders folgende Beobachtungen im Gedächtnis geblieben: Auffällig war die entspannte, ruhige Atmosphäre. Die in den Einrichtungen arbeitenden Personen legten, unserer Wahrnehmung nach, viel Wert auf eine ruhige, gelassene Ausstrahlung und dies spiegelte sich deutlich im Verhalten der Kinder wieder. Zufriedene Kinder, die sich teils sehr vertieft mit einem Material beschäftigten, wenig Konflikte, die gegebenenfalls durch das Eingreifen einer Erzieherin schnell gelöst wurden und Übergänge, die so reibungslos funktionierten, dass sie keine Störungen im Ablauf ergaben. Wie ist das, übrigens trotz eines wesentlich geringeren Betreuungsschlüssels möglich? Eine Erzieherin hat hier unter Umständen Verantwortung für bis zu 18 Krippenkinder (ein- bis dreijährige Kinder). Wir konnten mehrere Faktoren identifizieren, die dazu beigetragen: Fachkräfte, die eine hohe emotionale Regulationskompetenz haben und die durch viel Körperkontakt und „mütterliche“ Zuwendung in Form von Umarmung, Küssen, Tragen etc. die Kinder schnell beruhigen können. Sehr Weniges, den Kindern zur Verfügung stehendes Material, das verschiedene Spielvarianten zulässt, aber in seiner Anzahl nicht überfordert. Ein achtsamer Umgang mit Bedürfnissen der Kinder. Sollte z.B. ein Kind während der Spielzeit müde werden, gibt es Möglichkeiten sich im großen Gruppenraum schlafen zu legen. Einfache Abläufe, die wenig Teilschritte erfordern. Eine hohe Aufmerksamkeit der Erzieherinnen bei den Kindern - Nebengespräche über andere Themen konnten wir kaum beobachten. Viele dieser Faktoren hängen mit kulturellen Prägungen und institutionellen Rahmenbedingungen zusammen und gleichzeitig lassen sich Ansatzpunkte finden, über die es sich sehr lohnt weiter nachzudenken.
Abends trafen wir uns gemeinsam mit den Schülerinnen zu einem traditionellen Tapas-Essen in einem Restaurant in der Altstadt von Palma.
Am Mittwoch, den 29.01.25 stand uns dann eine besondere Erfahrung in Kooperation mit der Es Liceu bevor, die ebenfalls pädagogische Fachkräfte ausbildet. Gemeinsam mit einer Klasse von Auszubildenden besuchten wir zwei Krippen im Umland von Palma. Nach einer kurzen Führung durch die Einrichtung durften wir als Beobachter*innen zwei Bildungsangeboten für die Kinder durch die Fachkräfte beiwohnen. Vor allem die emotional-feinfühlige Begleitung der Fachkräfte beeindruckte uns. Den Tag rundete eine Führung durch die Schulgebäude des Es Liceu ab, die Kinder von drei bis 18 Jahren unter einem Dach vereint.