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Poesie ist eine Art Weltsprache (Walle Sayer)

Markante und eindrückliche Sätze fielen von Walle Sayer beim 18. Gedichte-Projekt „Bewegt-Einzigartig-Jugendlich“ an der Hilde-Domin-Schule Herrenberg am 2. Dezember 2024.

Nach einer kurzen Vorstellung seiner Person und seiner Arbeit, beantwortete der Dichter viele oft außergewöhnliche Fragen der Schüler*innen.„Was inspiriert Sie am meisten beim Schreiben?“, wurde beispielsweise gefragt. Anschaulich erklärte Walle Sayer, dass man eigentlich in der Kindheit zum Dichter wird, denn da lernt man die Welt zu sehen. So spielen die kleinen wahrgenommenen Dinge und Menschen aus der Kindheit oft eine große Rolle in seinen Texten. Auf einem Foto sahen die Jugendlichen Walle Sayer mit seinem zwischenzeitlich verstorbenen Kater. Auch ein Tier kann zum Schreiben anregen, vor allem, wenn es das „Seelentier“ ist, wie Walle Sayer seinen Kater bezeichnete.

Seine Arbeitsgeräte sind ebenfalls ein Gang durch die Alltagsgeschichte. So trägt Walle Sayer immer einen Bleistift bei sich für erste Notizen, tippt die Erstversion in eine Schreibmaschine und vollendet letztendlich seine Werke am PC. 

„Man weiß nie, was das nächste Gedicht sagt – man wartet, bis das Gedicht zu einem kommt“, so Walle Sayers Aussage.

Da die Schüler*innen keine solche Wartezeit in den Workshops zur Verfügung hatten, bekamen sie Tipps und Starthilfe vom Profi, um loszulegen. Zu einem Gedicht mit dem Thema „Ankunft“ sollten die Jugendlichen inspiriert werden. Viele der jungen Menschen haben Erfahrung mit „Ankommen“ und haben Schwierigkeiten, aber auch gute Erfahrungen dabei erlebt.
Nach dem Sammeln von Gedankensplittern, war es die Aufgabe, eine Postkarte mit diesem Inhalt – jetzt stark verkürzt – zu formulieren. Dabei wurde als Adressat zum Beispiel die alte Heimat oder sich selbst oder die Zukunft gewählt. Die Jugendlichen machten die Erfahrung, dass sich der Blickwinkel dabei ändern kann. Höhepunkt des Workshops war die Lesung der Gedichte-Rohlinge durch Walle Sayer. Bewegt und stolz waren die Jugendlichen auf ihre so gekonnt vorgetragenen Gedichte.

Im AVdual können Schüler*innen ihre Berufsschulpflicht absolvieren, den Hauptschulabschluss erreichen und über Praktika und berufspraktischen Unterricht verschiedene Berufsbereiche kennenlernen.

Zwei Tage später wurden die Schüler*innen der VABO-Klassen (Vorbereitungsklassen für Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) der Hilde-Domin-Schule Herrenberg von Walle Sayer in vereinfachten Workshops ebenfalls in die Welt des kreativen Schreibens geführt. Diese Jugendlichen kommen aus vielen verschiedenen Ländern. Das bedeutet ein buntes Gemisch an Sprachen, Kulturen, Erfahrungen, Alter, Schulbildung usw. Eines haben alle gemeinsam: Sie stehen am Anfang, die deutsche Sprache zu erlernen.

Seit 18 Jahren gibt es das Gedichte-Projekt an der Hilde-Domin-Schule und ist zu einer festen Instanz geworden. Walle Sayer begleitet dieses Projekt von der ersten Stunde an. Das Projekt wurde bereits mit einigen Preisen ausgezeichnet. Die Organisatorinnen des Gedichte-Projektes, Sibylle Schorpp, Christine Kegreiß und Nadja Großmann sind jedes Jahr sehr berührt und bewegt von den Gedichten. Eine Auswahl der Gedichte wird, nach deren Verfeinerung im Deutschunterricht, bei der Jahresabschlussfeier vorgetragen werden.